Gewinn-Herausgeber Prof. Dr. Georg Wailand zu Gast in der Business Lounge.

Zum 10-Jahres-Jubiläum lud die ÖMG zum Top Thema mit einem Top-Referenten. Niemand geringerer als Prof. Wailand selbst zeichnete unter dem Motto „Dichtung und Wahrheit“ kompetent, pointiert und klarsichtig ein aktuelles Bild der Finanzbranche.

ÖMG-Vizepräsidentin Gabriele Stanek gab in ihrer Begrüßungsansprache einen kurzen Rückblick auf die Gründungsgeschichte der ÖMG vor einem Dezennium. Und schon damals zählten Georg Wailand und der GEWINN als Co-Veranstalter der ersten Business Lounge zu den Geburtshelfern der ÖMG.

„Der Lack ist ziemlich ab“, urteilt Georg Wailand, Branchenkenner, Herausgeber des GEWINN und stellvertretender Chefredakteur der Kronen Zeitung, über die Finanzbranche. Doch der Blick des Finanzexperten in die Zukunft fällt trotz „Casino-Kapitalismus“ optimistisch aus.

„Die Situation auf den Finanzmärkten hat sich in den vergangenen 3 Jahrzenten dramatisch verändert“, lautet die zentrale Aussage von Georg Wailand, der mit seinem  Wirtschaftsmagazin heuer selbst das dreißig -Jahres-Jubiläum begeht.. Als er 1982 den GEWINN gründete, galten Wallstreet und die Börsen noch als Institutionen und die Banken in aller Welt als „Hort der Sicherheit“ und unerschütterliche Unternehmen. Wailand: „Dort schien das Geld gut aufgehoben.“ Und launi fügt der Wirtschaftsjournalist und Unternehmer hinzu, ein Banker als Bräutigam war damals in jeder Familie willkommen.

Doch nicht nur die Skandale um die vermeintlichen Finanzgenies Bernhard Madoff, Nick Leason oder die Refco- und die Lehman-Pleite hätten die Finanzwelt erschüttert, sondern auch Ereignisse im eigenen Land wie beispielsweise Meinl European Land.
Und Derivate, deren Werte in Einzelfällen den Realwert um das bis zu 1.200-fache übersteigt, seien möglicherweise ein „Bombengeschäft für die Banken. Aber es stellt sich die Frage, ob sie der Realwirtschaft nutzen.“ Zahlreiche Entwicklungen in der Finanzwelt und unzureichende Kontrolle durch Staat oder die EU hätten zu einem „Casino-Kapitalismus“ geführt, meint Wailand.

Kritisch äußert sich Wailand auch zu Hedgefonds sowie der „Abzocke mit Rohstoffen“. Rating-Agenturen seien nicht die hehre und interessenfreien Institutionen, als die sie sich selbst gerne präsentieren würden. Wailand: „Aus US-Sicht sieht manches anders aus als aus der europäischen Sicht. Und das Timing bei so manchen Abwertungen von Staaten legt den Gedanken nahe, dass durchaus auch geschäftliche Interessen dahinterstecken.“

„Spekulanten“ und „Banken“ würden seither verallgemeinernd und anonymisierend als „böse“ hingestellt. Doch weder Spekulation noch der Handel mit Aktien sei generell etwas schlechtes, urteilt Wailand. „Billige Sager“ wie „Die Banken sollen bluten“ würden das Problem nur vereinfachen, denn letztendlich „werden immer die Kunden zahlen oder die Steuerzahler“. Wailand meint daher: „Die Börse braucht Regeln, aber sie braucht auch Kapital, um die Wirtschaft in Schwung zu halten.“

Ein Blick auf die Aktienmärkte zeigt, dass sich die Situation durchaus stabilisiert habe, so Wailand. Besonders der Wahlkampf in den USA wirke sich positiv auf die Märkt aus: „Wahljahre sind immer gute Aktienjahre.“ Zudem würden Werte wie Apple, IBM, Philipp Morris und Starbucks, aber auch heimische Unternehmen wie AMAG, OMV, Lenzing oder Schoeller Bleckmann Oilfield zeigen, welches Potenzial nach wie vor in Aktienanlagen stecken würden. Im Geldmarkt sieht Wailand hingegen keinen Aufschwung bei den Zinsen: „Die Zinsen bleiben auch in den nächsten drei Jahren unten, weil die einzelnen Staaten zu stark verschuldet sind.“

Der kurzweiligen Rede im Saal Centrope des Raiffeisen-Hauses folgten gespannt: ÖMG-Gastgeber Gabriele Stanek, Clement Kabana und Verena Heger, sowie Helmut Hanusch (Verlagsgruppe News), Joachim Feher (Mediacom), Raimung Jacoba (Gewinn), Helmut Almhofer (2-morrow), Franz Chalupecky (ABB AG), Markus Eisl (Raiffeisenlandesbank NÖ), Michael Graf (RMS), Ossi Greil (Diabla Media), Konrad Maric (Maric & Rinaldin), Eleonora Janotta (Wien Energie), Florian Skala (IP Österreich), Sabine Unterweger (comunicative PR), Erich Schönberg (Styria Multi Media), Roland Pessenlehner (Multibus), Andreas Sachs (SooM Managementberatung), Christine Grünwald (Kurier), Franz Kaiser (Kaiser Communications), Albert Sachs (Österreich) und viele mehr.

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