7. ÖSTERREICHISCHER MARKETING-TAG GING ERFOLGREICH ÜBER DIE BÜHNE – Mehr als 500 Besucher versammelten sich am P.O.M. beim 7. Österreichischen Marketingtag. Die von der ÖMG (Österreichischen Marketing-Gesellschaft) organisierte Tagung ging im Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn über die Bühne. Erstmals waren 3 Partner-Organisationen der ÖMG mit dabei: CCA und IAB als „Neulinge“, bereits zum dritten Mal der DMVÖ.

„Männer haben eine ganz bestimmte Joghurt-Lieblingssorte. Die nämlich, die gerade im Kühlschrank steht.“ Das ist eines der Erkenntnisse, die beim 7. Österreichischen Marketingtag verraten wurden. Mit seinen rund 500 Besuchern gilt der diesjährige Marketing-Kongress mit dem Thema „Emotionen in Deutschland und Österreich. Marketing der ungleichen Zwillinge“, der im Rahmen der Verbands- und thematisch übergreifenden Plattform „P.O.M – Point of Marketing“ stattfand, als der erfolgreichste bisher.

ÖMG-Präsident Peter Drobil strich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Marketings für eine prosperierende Wirtschaft heraus und begrüßte neben den zahlreichen Gästen auch die drei PräsidentInnen der Partner-Verbände – Gerda Reichl-Schebesta (CCA), Christine Antlanger-Winter (IAB) und Anton Jenzer (DMVÖ). Für Drobil war es nicht nur wegen der erstmals gemeinsam auftretenden vier Verbände eine Tagung mit besonderem Stellenwert, sondern auch, weil die Österreichischen Marketing-Gesellschaft in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert. „Mit dem P.O.M. sowie mit unserem generellen Angebot, das vom Fachvortrag bis zur Publikation einer eigenen Fachbuchreihe reicht, befinden wir uns auf dem richtigen Weg“, so ÖMG-Präsident Drobil.

Für die Keynote konnte Prof. Dr. Karl Jurka, Politikberater und freiberuflicher Lobbyist, gewonnen werden, der in seiner launigen und eloquenten Ansprache die Unterschiede zwischen Lobbyisten und PR Beratern herausarbeitete, bevor er sich auf die länderspezifischen Unterschiede der angesprochenen Disziplinen vor allem in den Nachbarstaaten Deutschland und Österreich konzentrierte.
Den Reigen der hochkarätigen Vorträge eröffnete dann Alfred Berger, Vorstand Marketing und Vertrieb beim Molkereiriesen NÖM. Berger berichtet vom Einstieg der NÖM in den deutschen Markt und klärte über die unterschiedliche Ansprache und Reaktionen von österreichischen und deutschen Konsumenten in bzw. auf Joghurtwerbung auf. Was Berger zum Lieblings-Joghurt von Männern verriet, wissen wir bereits.

In einem völlig anderen Segment ist Walter Palmetshofer, MitGründer von Archify, angesiedelt. Archify ist eine Internet-Suchmaschine, die das individuelle Suchverhalten der User als eine Art „digitales Gedächtnis“ speichert. Das Unternehmen geht im Herbst an den Start und ist gleich von Beginn an international konzipiert, entsprechend der weltweiten Verbreitung des Internets. Der erste Schritt dazu ist die Eröffnung eines Büros in Berlin. Palmetshofer ließ das Auditorium an den Erfahrungen bei der Gründung des Start ups teilhaben und verriet, wie sich sein Unternehmen mit „Marketing ohne Budget“ durchsetzt.

„Ich bin unberechenbar, aber zuverlässig“, begrüßte Regisseur Paulus Manker die Tagungs-Teilnehmer. Manker präsentierte auf unnachahmliche Weise seine Erfahrungen mit dem Stück „Alma“ und meinte, dass die von vielen als „Fußnote der Geschichte“ titulierte Alma Mahler-Werfel, schon damals Marketing für ihre vier Männer – Mahler, Werfel, Gropius und Kokoschka – betrieb. Alma, so Manker, erkannte früh den Genius der vier Herren und glaubte mehr an deren Talent als diese selbst. So motivierte sie zu ihrem Schaffen und stachelte zu Höchstleistungen an. Der Theater-Profi stellte die Verbindung zur Gegenwart her und deutet an, dass es in der Wirtschaft heute nicht anders sei. Manker: „Alle Sinne werden in Alma angesprochen – Sehen, Tasten, Schmecken und Riechen. Vor allem die olfaktorische Identität weckt Erinnerungen und dadurch Emotion.“ Alma gastiert im August 2012 wieder in Wien.

Gerhard Schilling, GF Almdudler, zeigte dann die Unterschiede zwischen deutschen und österreichischen Konsumenten auf: Die Deutschen sind wie Eisen: es bedarf eines großen Aufwands, um sie zu biegen, dafür ist das Ergebnis lang anhaltend. Die Österreicher seien wie eine Schüssel Wasser. Es bedarf wenig Anstrengung, alles überschwappen zu lassen, aber nach kurzer Zeit beruhige sich das Wasser und alles sei wie zuvor. Den Erfolg von Almdudler in Deutschland schreibt Schilling einerseits den 50 Mio. deutschen Gästen zu, die jährlich nach Österreich auf Urlaub kommen und hier Almdudler kennenlernen, andererseits der Emotion, die sie mit Almdudler verbinden. Firmenchef Thomas Klein, als der „personifizierte Narr“, darf bei der Vermarktung der Marke tun, was andere nicht tun dürfen und das mache, so Schilling, die Emotion aus, die für 70% Bekanntheit in Deutschland sorgt.

Wie es Schüco, der Träger des „Deutschen Marketing-Preises“, schaffte, die in den 1990er-Jahren etwas konturlose erscheinende Marke zu neuer Strahlkraft zu verhelfen, verriet Tanja Brinks, Marketing Direktorin weltweit des Unternehmens. Sie erzählte, wie Schüco in den 1990ern maskulin und zu wenig emotional auftrat, sich jedoch gleichzeitig mit dem Eintritt ins Energiezeitalter und der Etablierung eines neuen Produktportfolios auch im werblichen Erscheinungsbild ein völlig neues Auftreten verordnete. Das Ziel des Unternehmens war es, den Klimawandel als zentrales Thema anzusprechen und den einstigen Fensterspezialisten zu einem grünen Technologieunternehmen zu machen. Großen Anteil daran hatte auch die neue Sponsoring-Ausrichtung „Nature & Technology“. Im Golfsport, so berichtete Brinks, fand Schüco ein Tool, um die Marke neu aufzuladen. Der „starke Auftritt“ bescherte Schüco verdient den Deutschen Marketing-Preis.

Die Verlagsgruppe News schickte gleich drei Präsentatoren ins Rennen.
Ekkehard Veser, GF und CEO Verlagsgruppe News, Yunfeng Cui, Director Media Solutions G+J Media Sales und Stefan Massinger, Leiter Anzeigenmarketing Verlagsgruppe News. Die drei selbsternannten „Zuckerbäcker“ empfahlen, die Zutaten für eine erfolgreiche „Kommunikationslösung“ nicht einzeln einzusetzen, sondern aufeinander abzustimmen und sie gemeinsam zu verarbeiten. Konkret bedeutet dies ganzheitliches Denken und Interaktion mit der Zielgruppe Leser. Massinger empfiehlt die 360°-Kommunikation aus einer Hand. Sie schafft einen Mehrwert, der jenseits der „Schlagobershaube“ liegt.

„Jedes Hotel hat eine eigene Individualität und ein eigenes lokales Herz“, gewährte schließlich 25hours Hotel-Gründer Christoph Hoffmann einen Einblick in die Strategie seiner Häuser. Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit für jeden einzelnen Standort sei wichtig, doch das Ganze beruhe auf einem einzigen Konzept. 25hours Hotels bieten dem Gast ein Erlebnis. Individualisierung statt Standardisierung, lautet die Devise. Hoffmann: „Kein Copy paste!“ Die Palette reicht von Retro-Chic und maritimer Hafenatmosphäre in zwei Hamburger Hotels über mondän in Zürich, Zirkus-Fieber in Wien samt stylischer Dach-Bar und kosmopolitische Urbanität im neuen Haus in Berlin, das im Herbst Eröffnung feiert.

Den Schlusspunkt des mit Marketing-Know-how aus den unterschiedlichsten Feldern prall angefüllten Kongresstages setzte Hans Mahr, bekannter Grenzgänger zwischen Österreich und Deutschland. „Sind die Ösis wirklich besser? Ist der österreichische Schmäh für den Erfolg im Ausland verantwortlich? Gibt es ein Erfolgsgen der Ösis?“, fragte Mahr. Und schickte seine ernüchternde Analyse gleich nach: „Ein klares Nein!“ Laut Mahr sind es drei Faktoren, die Österreicher in ihrem Lieblingsnachbarland so erfolgreich machen: 1) Qualität zählt. Kollegen wie Gitti Ederer, Paul Achleitner, Helmut Thoma etc. sind in ihrem Metier top und hätten auch in anderen Weltgegenden Erfolg gehabt. 2) Sekundärtugenden – Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Disziplin – sind durchaus Pluspunkte, die eine Karriere begünstigen Und 3) Die Deutschen lieben die Ösis, was leider umgekehrt nicht immer der Fall sei! Mahr’s Resümee:
„Einer professionellen Liebesbeziehung steht somit nichts im Wege – zumindest von deutscher Seite nicht. Aus österreichischer Sicht sieht es leider anders aus.“ Mahr sprach damit an, dass Deutschen in Österreich vielfach mit mehr Misstrauen begegnet würde als umgekehrt. Es wäre undenkbar, dass etwa deutsche Moderatoren in Österreich Erfolg hätten. Mahr führt dies auf ein „psychosomatisches“ Symptom der Österreicher zurück – ein gewisser Minderwertigkeitskomplex gepaart mit Neid dem großen Nachbarn Deutschland gegenüber. Hoffnung setzt Mahr in die Generation U30, bei der sich die Situation bereits geändert habe. Mahr’s Quintessenz: „Erfolgreiche Ösis sind nicht viel anders als erfolgreiche Menschen überall auf der Welt, aber ein wenig Österreichischer Charme zusätzlich zu Fleiß, Wissen und Ausdauer hilft bei der Karriere im Ausland!

Daniela Zeller führte als Moderatorin professionell und schlagfertig durch den gesamten Marketingtag. Die erweiterte Konzeption der Tagung mit vier Partnern ermöglichte es allen Teilnehmern, zwischen den Vorträgen der jeweils anderen Verbände zu switchen. Mehr als einmal keine einfache Aufgabe. Die meisten Vorträge können jedoch auf der Seite www.p-o-m.info nachgelesen bzw. teilweise nachgesehen werden.