Handlungsfelder und Empfehlungen zu den SDGs für Marketer

Vielleicht haben wir alle lange in einer Fiktion gelebt! Einer Vorstellung in der Wirtschaft ein in sich geschlossenes System ist. Wir haben jahrzehntelang auf die Regulationskraft des Marktes vertraut.

Marketing und der „Markt“?

De facto hat „der Markt“ aber tatsächlich noch nie wirklich funktioniert.
Wir haben als Gesellschaft und Wirtschaft schlicht nicht alle relevanten Marktinformationen berücksichtigt. Waren wir blind? Nein. Wollten wir es nicht wissen? Nein. Wenn wir Marketing als Kreis aus den vielen P´s betrachten und Price, Product, People, Placement, Promotion, Partnership, Process, … usw. betrachten, dann hätten wir in unserer Preisbildung von Beginn an die natürlichen Ressourcen einpreisen müssen. Eigentlich nicht nur das, sondern auch die Schäden, die wir ihnen zufügen.

Da aber viele Ressourcen wie Wasser und Luft vielfach umsonst zur Verfügung standen, waren sie nutzbares Allgemeingut. Während wir also im Marktgeschehen flink die Gewinne (großteils) privatisiert haben, wurden die ökologischen Schäden frech auf das Konto der Allgemeinheit gebucht.

Das System schlägt nun zurück. Wir haben 6 der 9 planetaren Grenzen dermaßen überschritten, dass nachhaltiges Verhalten (gemeint als „bloß keine weiteren Schäden verursachen) uns nicht einmal mehr zu einem 2-Grad führt. (Schon gar nicht etwas, das darunter liegt.) Und gerade in Österreich sind wir mit einer fast weltmeisterlichen Blindheit in Sachen Klimaziele „gesegnet“. Wir werden erst 20-jähriger Verspätung das gesetzliche Ziel der EU erreichen. Beim Bodenverbrauch liegt Österreich um mehr als das Vierfache hinten.

Warum erzählen wir euch Marketeers das?

Was uns alle aktuell weiterbringt ist, die Teams zusammenzuziehen, Gehirnschmalz zu investieren um regenerativer, inklusiver und gerechter zu werden. Ein klassischer Job für Marketing. Denn: Die neue Perspektive soll attraktiv, sinn- und lustvoll sein (sonst sind wir als verwöhnt Tierchen nicht bereit Ressourcen darin zu investieren). Schuldzuweisungen sind sinnlos.

Egal, ob wir meinten die digitale Disruption überlebt zu haben und den 5 Jahres Sprung der Corona-Jahre in Sachen Digitalisierung, nun geht es ab in die regenerative Disruption! „Exponenzial“ ist wahrscheinlich der beste Begriff, um das nötige Tempo, mit dem wir das tun müssen, zu beschreiben. Da wir in wenigen Jahren in einer regenerativeren Wirtschaftswelt ankommen sollten, müssen sich Unternehmen, Handeln, Denken, Wirtschaften, Energiebedarf, Produkte, usw. wandeln.

Marketing Inspiration gefällig?

Diese durchaus radikale Umpriorisierung, um ökonomische Gewinne, aus unser aller Erfolgsmaßstäben zu streichen, braucht neue, werthaltige Ziele. Versuchen wir es doch mit Innovation! D.h. mit wirtschaftlichen Aktivitäten positive Lösungen schaffen und damit zur Bewahrung intakter Ökosysteme und zur Regeneration angegriffener Ökosysteme beizutragen.

Silos und Silodenken hilfen dabei ganz und gar nicht. Unser Wissen muss weitergegeben werden. Prozesse müssen aus ihren Wiederholungsloops herausgeholt werden und branchenweite Kooperationen müssen als Fortschrittsszenarien erkannt werden.

Schaffen wir Orte zum Austausch von Geschichten und Erfahrungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Schaffen wir Lösungen für erneuerbare Energien, für Materialbeschaffung, für Wiederaufbereitung und -verwertung. Von DIY-Experimenten in der Garage bis zu milliardenschweren Unternehmensprojekten. Teilen wir unser kollektives Wissen, ermutigen wir die/den Einzelnen, Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten zu ergreifen und geben wir uns gegenseitig die Werkzeuge dafür an die Hand.

Anregungen von der Fachgruppe

Jedes Unternehmen im Marketingbereich hat die Chance etwas zum Besseren zu verändern.

Eine Chance, über die SDGs wirklich auch Mehrwerte zu leisten, werden seitens der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in einem Whitepaper zusammengefasst. Dieses fasst die wichtigsten Handlungsfelder und Empfehlungen für die Branche zusammen und hilft so einen Einstieg zu finden.

„Die SDGs stellen eine große Vision dar, die sich ohne unternehmerisches Engagement nicht umsetzen lässt. Meine feste Überzeugung ist: Wenn Unternehmen diesen Veränderungsprozess jetzt aktiv gestalten und für sich nutzen, werden sie als Gewinner daraus hervorgehen. Und deshalb kann keine Werbe- oder PR-Kampagne in diesem Jahrzehnt mehr ohne den Hintergrund der SDGs aufgesetzt werden.“ 

https://werbungwien.at/neuigkeiten-aktuelles/

Hier geht es zum Download des Whitepaper >>

Nachhaltigkeit in der Bilanz

CSRD heißt sie, die neue europäische Richtline zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie nimmt EU-weit rd. 50.000 Unternehmen in die Pflicht, deren Bilanzen mit einem umfassenden Nachhaltigkeitsbericht zu ergänzen.

Weitere regulatorische Hebel sind die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) kurz auch die EU-Lieferkettenrichtlinie (ein sehr kritisch gesehenes „Werkzeug“) oder die EU-Taxonomie-Verordnung zur Klassifizierung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten. Das ist nur einige der Maßnahmen, die eine Hebelwirkung für Veränderungen zum Wohle des Klimas bringen sollen. Wissend, dass diese Themen viele in eine „lalala-Ohren zu“-Verweigerungshaltung bringen, wollen wir dennoch allen Marketeers konstant die Chancen und Positionierungsoptionen schmackhaft machen.

Anders denken lohnt sich – immer schon

Ein neues, weit ganzheitlicheres Verständnis unserer Wirtschaft tut uns sicherlich gut. Denn ökologische, soziale und gesellschaftliche Aspekte zeigen uns (über mühselige Regulatorien) auf, dass Wirtschaft, wenn wir sie regenerativer, erneuernder und breiter denkt, durchaus nicht nur unseren ökonomischen Belangen Genüge tut, sondern auch unseren ressourcenschonenden, ökologischen.

Davon auszugehen, dass unsere natürlichen Ressourcen quasi endlos bereitstehen, wäre realitätsverweigernd. Nun werden diese umfassender erfasst, bewertet und auch kommuniziert. Der Fokus liegt auf der Betrachtung und Kommunikation der gesamten Wertschöpfungskette. Was hier nun also über Regulatorien passiert, nervt uns aus Unternehmersicht, aber es zeigt die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft – diese per se nicht zu leugnen sind. Aber auch viele haben schon ehrlich werthaltige, „nachhaltige“ Initiativen, Impulse für ihre Geschäftsfelder entwickelt. Und genau da liegen auch Chancen im Marketing!

Warum erzählen wie Ihnen als Marketeers das?

Der Aufbau eines angepassten Nachhaltigkeitsmanagements wird essentiell, weil auch die Klimathematik essentiell wird. Relevante Kriterien wie der Energie- und Ressourcenverbrauch brauchen nun von uns allen mehr Aufmerksamkeit – auch und insbesondere im Marketing.
Die Chancen für den Betrieb, die Produkte und deren Kommunikation, die Alleinstellung, neue Perspektiven sind groß und das ureigenste Terrain von Marketing in einem breiten Verständnis (und nicht bloß im Blickwinkel der Marketingkommunikation). Darum sollten wir uns Marketeer in der Pflicht sehen und die Möglichkeit ergreifen, viel zu verändern und so dem Klimawandel Paroli zu bieten.

Mehr erfahren?

Klar, gerne. Wir sind Partner des Climate Lab – ein Ort – der hervorragend ausgestattet ist und gut Platz für Workshops u.ä. bietet. Ein Ort der Vernetzung, der Diskussion und des Austausches. Wer gerne eine Tour machen möchte, findet hier die nächsten Termine >>
Die Themen des Climate Labs sind vielfältig: Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Taxonomie im Immobilienbereich, Matratzenrecycling,… uvm. In Workshops und Industry Circles tauschen sich Unternehmer*innen, Marketeers untereinander und mit Expert*innen aus. Eine wertvolle Möglichkeit die eigenen Blickwinkel zu ändern/ erweitern und von anderen zu lernen.