Heldengeschichten statt „Sprüche und Brüche“
Prozesse in (vorwiegend westlichen) Unternehmen laufen meist nach folgendem Schema ab: Vision – Mission – Target – Action. Diese „Autobahn der Entscheidungen“ trägt zwar hohe Innovationskraft in sich, gibt jedoch keinen Raum für „Nebenstraßen“, lässt kreatives Potential abseits des vereinbarten Zieles kaum zu. Denn Abweichung birgt die Gefahr in sich, dass das vereinbarte Ziel unter Umständen nicht mehr relevant ist. Außerdem spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Denn der Weg zur Erfüllung der Vision ist Zeitverschwendung, ein Leidensprozess, das Ziel ist das Ziel.
Nach Erfüllung der Vision oder nach personellen Umstrukturierungen wird eine neue Vision (- Mission – Target etc.) formuliert, bewusster Umgang mit dem Schaffensprozess an sich, die Freude am Weg zum Ziel, ist im Westen unbekannt. Die Mitarbeiter sind verunsichert, denn Werte werden allzu schnell durch neue Werte ersetzt. Brüche entstehen im Unternehmen, die langfristig nicht vorteilhaft sind, so Fuchs. Wo nur Wettkampf und Konkurrenz besteht, wo es nur ein entweder – oder statt eines sowohl – als auch gibt, kann eine harmonische Unternehmenskultur nicht gedeihen.
Michael Fuchs von 54 success.com berät Unternehmen nach den Erkenntnissen asiatischer Management-Lehren wie Kaizen. Er stellt das Potenzial eines Produktes oder einer Person in den Mittelpunkt und regt differenzierende Prozesse an, die Emotionen und menschliche Werte zulassen. „Wir fragen immer, was man anders machen kann, statt zu fragen, wie man etwas Gutes verbessern könnte“, bringt es Fuchs auf den Punkt.
Mit Storytelling kann man ebenfalls viel erreichen, denn die Geschichten, die jedes Unternehmen erzählen kann, die Mythen des Unternehmens, sind Orientierung für Mitarbeiter und externe Betrachter.
„Doch sind fernöstliche Unternehmen im Stande, mit ihrem Ansatz Produktneuheiten auf den Markt zu bringen?“, so die Fragen der ÖMG-Mitglieder noch während des Vortrags. Nein lautet die klare Antwort von Fuchs. Die Entwicklung z.B. eines neuen Autotyps kann ausschließlich durch klare Zielsetzung vorangetrieben werden, Weiterentwicklung und Verbesserung jedoch durch die Kaizen-Methode. Im Idealfall verbinden sich westliche und östliche Einflüsse in der Unternehmensphilosophie.
Rege Diskussionen der ÖMG-Mitglieder mit Michael Fuchs und untereinander zeigten das große Interesse an seinen durchaus unüblichen Unternehmens-Ansätzen.
Unter den Besuchern befanden sich Joachim Feher (mediacom), Hans Heinrich (Heinrich Werbeagentur) Roland Motschiunig (Nestlé Cereal Partners), Ariane Tockner (Österreich Werbung), Gabriele Stanek (ÖMG und Werbe Akademie), Peter Drobil (ÖMG und BA-CA), Manuela Böhm (Österr. Post AG), Susanne Gerlitz-Stissen (ORF Enterprise), Thomas Höhne (Höhne-In der Maur), Ralf Kober (Springer&Jacobi), Raphaela Vallon-Sattler (McCann-Erickson), Herta Zink (Forum Mediaplanung), Ricky McKenna (88,6) und viele andere.