Trends im digitalen Marketing – Interview Erik Hofstädter
Am 22. Mai findet unser nächstes Event zum Thema Zukunft des Marketings statt und wir haben zu genau diesem Thema im Vorfeld ein Gespräch mit dem Verkaufs- und Marketingleiter von der NÖM AG geführt. Lesen sie hier …
Frage: Welchen Trend sehen Sie persönlich als den wichtigsten in den kommenden Jahren an?
Hofstädter: Den der Fokussierung – erfolgreich werden nur mehr die Marken sein, die es sich trauen eine fokussierte Marketingausrichtung zu haben. Die Marken, die weiterhin glauben alles machen zu müssen, nur weil es möglich ist, werden untergehen. Ob dieser Fokus für die jeweilige Marke bei den Kommunikationskanälen in der sogenannten Klassik liegt oder im digitalen Bereich, ob es ATL- oder BTL-lastig sein wird, ob online als Absatzkanal genutzt wird oder nur für Marketingzwecke, wird am Ende des Tages von der jeweiligen Marke, ihrer Zielgruppe, und dem Kommunikationsziel abhängen.
Frage: Womit hatten Sie im digitalen Marketing in den letzten Jahren mit Ihrer Marke die größten Erfolge – und warum?
Hofstädter: Damit, dass ich in den letzten sechs Jahren keines gemacht habe, weil es für eine Massenmarke wie NÖM (wir müssen pro Tag ca. 1 Mio. Produkte in Österreich verkaufen) absolut sinnlos wäre, in einem TV-Land (Print natürlich auch, aber Tageszeitungsprint ist ein Medium für die Handelsketten Österreichs) auf digital zu setzen, wenn ich nicht zugleich über online verkaufe (was mit einem Frischeprodukt wie Milch nicht besonders ökonomisch wäre). Wir fahren seit 5,5 Jahren einen sehr fokussierten Plan und haben damit geschafft, das Business zu drehen und wieder die klare Nummer 1 zu werden.
Frage: Am österreichischen Markt wird im europäischen und internationalen Vergleich noch immer deutlich mehr für Print und deutlich weniger für Digital ausgegeben – warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Hofstädter: Der Grund liegt darin, dass die drei größten Spender Österreichs drei Handelsketten sind (zweimal Lebensmittel, einmal Möbel) und für diese tagesaktueller Print als Abverkaufs- bzw. Aktionsmedium gelernt ist, und für die ältere Zielgruppe, die sie ansprechen wollen, durchaus Sinn macht. In Österreich ist E-Commerce in vielen Bereichen weniger erfolgreich als im Ausland (z.B. UK), weil entweder die Abdeckung des stationären Handels in Österreich am höchsten in ganz Europa ist (z.B. Lebensmittelhandel) und die letzte Meile gegenüber anderen Märkten (z.B. Osteuropa) viel zu teuer ist. Und speziell für E-Commerce, wo man nur mehr 1-click-away ist vom Kauf, macht online, bzw. mobile sehr viel Sinn, aber dazu fehlen in Österreich wie oben erwähnt schlichtweg die Marken bzw. Produkte. Und ich denke, es ist auch ein klares Zeichen, warum in Österreich auch E-Commerce-Marken wie Zalando, trivago etc. in die Klassik gehen, weil es in Österreich funktioniert, wenn es um NRW geht.
Frage: Sehen Sie Potential für Marketingautomatisierung in Ihrem Unternehmen? Warum schon, bzw. nicht?
Hofstädter: Ich denke, Automatisierung wird in Unternehmen in allen Bereichen noch stärker Einzug halten und damit auch im Marketing – was ich generell sehr gut finde.
Frage: Wo sehen Sie in Zukunft die Grenze zwischen digitalem (Performance) Marketing und E-Commerce, bzw. digital sales?
Hofstädter: Das kommt darauf an, ob die Abrechnung per click, per lead oder per sale gemacht wird. Bei Letzterem ist die Grenze aus meiner Sicht nicht mehr vorhanden.